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acvProfil8_2014 - Bleibt die Freiheit auf der Strecke?

Datenlieferant Auto

acv Profil 8/14 7 Nutzers statt. Trotzdem sehe ich derzeit einige offene Rechtsfragen. Heim: Ein gesetzlicher Rahmen wäre wünschenswert, um Missbrauch vorzu- beugen und allen Marktteilnehmern in Bezug auf Mehrwertdienste die glei- chen Chancen einzuräumen. In erster Li- nie müssen die Interessen der Kunden geschützt werden. Müller-Peters: Das Recht, über persön- liche Daten bestimmen zu können, muss stärker kontrolliert, überwacht und durchgesetzt werden. Schwartmann: Ein Problem besteht darin, dass vielen die Risiken nicht be- wusst sind. Es muss eine Aufklärung stattfinden, was mit den Individualda- ten passiert. Der Staat muss die Rah- menbedingungen schaffen, doch jeder muss selbst bewusst über seine Daten entscheiden. Müller-Peters: Ich sehe hier vor allem den Verbraucherschutz gefordert. Er muss sich für die freie und bewusste Ent- scheidung durch den Nutzer einsetzen. ACV: In den Büros im Stuttgarter Engineering Park gestalten die Mit- arbeiter von S1nn die automobile Zu- kunft mit. Herr Heim, wie entwickeln sich Telematikdienste in den kom- menden Jahren? Heim: Der Fokus der Kfz-Hersteller liegt auf der Entwicklung und Einfüh- rung von Mehrwertdiensten. Sie sind heute schon in der automobilen Ober- klasse zu finden und werden in den nächsten Jahren in nahezu allen Fahr- zeugklassen eingeführt. ACV: Wie beurteilen Sie die Entwick- lung der Datenerhebung? Schwartmann: Derzeit sind so gut wie alle unsere Daten digitalisiert. Darunter fallen viele personenbezogene und nicht personenbezogene Daten, die von Fir- men oder Institutionen gesammelt wer- den und aus denen Profile erstellt wer- den können. Die Kunst wird darin bestehen, diese Daten auszuwerten. Ziel wird es sein, Verhaltensmuster bei Menschen zu erkennen und daraus Ab- leitungen anzustellen. Müller-Peters: Die Automobilindustrie ist eine treibende Kraft. Der Gesetzge- ber öffnet mit dem e-Call die Tür. Die Automobilindustrie sagt sich: „Wenn wir’s schon machen, dann richtig“. Man darf nicht vergessen, die Finanzierung der Automobilindustrie erfolgt zu einem großen Teil über den After-Sales-Markt, für den diese Daten natürlich sehr wert- voll sind. ACV: Sehen Sie Trends, die aufzei- gen, dass elektronische Kontroll- systeme zu einer Veränderung bei der Einschätzung des Automobils, als Garant und Werkzeug für individu- elle Freiheit beitragen? Schwartmann: Absolut. Das Fahrzeug bleibt ein Garant für Fortbewegungsfrei- heit, doch die Möglichkeit, in meiner Freizeit nicht mehr verfolgbar zu sein, schwindet. Wer meine Daten kennt, weiß, wo ich bin und was ich mache. Müller-Peters: Das Fahrzeug gilt und galt als Rückzugsort, Ort der Abschot- tung. Die Wahrnehmung des Automo- bils kann sich durch diese Entwicklung verändern. Die individuelle Freiheit wird ein Stück verloren gehen. ACV: In England bieten Versicherun- gen Pay-as-you-drive-Tarife an. Ent- wickelt sich für Versicherungen durch die Telematik auch in Deutschland ein neuer Markt? Doll: Erste kleinere Pilotansätze sind auf dem deutschen Kfz-Versicherungs- markt mit verhaltener Resonanz seitens der Versicherungskunden erkennbar. Ob sich dies mittelfristig durchsetzen wird bleibt abzuwarten. Die DEVK beobach- tet diese Entwicklung sehr aufmerk- sam. Müller-Peters: Interessant ist, ob die vernetzten Daten für die genaue Kalku- lation der Versicherungsprämie einge- setzt werden nach Fahrstrecke – pay as you drive – oder nach Fahrstil – pay how you drive. Beides ist durch Fahr- zeugvernetzung problemlos möglich und beides wird im Ausland bereits mit Erfolg eingesetzt. Bei besserer Vorher- sage durch bessere Kenntnis der Fahr- gewohnheiten gibt es ein genaueres Angebot. ACV: Vielen Dank für das Gespräch. (Annabel Brückmann) 1Prof. Horst Müller-Peters, Dozent an der Fakultät für Wirtschafts- und Rechts- wissenschaften, Institut für Versicherungs- wesen (IVW) an der FH Köln. Autor der Studie „Der vernetzte Autofahrer: Akzep- tanz und Akzeptanzgrenzen von e-Call“. 1Thomas Doll ist Hauptabteilungsleiter Sach/HUK-Betrieb bei der DEVK Versiche- rungen. Auf die Entwicklung zu Telematik- modulen in Fahrzeugen müssen sich Versi- cherungen einstellen. 1Car2Car-Kommunikation: Datenaustausch von Fahrzeugen untereinander (Quelle: Daimler) „Die Wahrnehmung des Auto- mobils kann sich verändern.“ (Prof. Horst Müller-Peters)

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