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acvProfil8_2014 - Bleibt die Freiheit auf der Strecke?

Datenlieferant Auto

6 acv Profil 8/14 Stellen Sie sich vor, Sie steigen nach der Arbeit in Ihr autonomes Auto, das Sie nach Hause fährt. Plötzlich schlägt Ih- nen der Fahrassistent vor, Ihrer Frau ei- nen Blumenstrauß mitzubringen. Haben Sie auf Facebook Ihren Hochzeitstag an- gegeben? Sie drücken „Ja“, das Auto fährt Sie auf einen freien Parkplatz des nächstgelegenen Blumenladens. Mobile Telematikmodule ermöglichen, dass das Auto während der Fahrt immer online ist und überwacht werden kann. Schützt der Gesetzgeber ausreichend personen- bezogene Daten? Befürworten Autofah- rer das e-Call-Notrufsystem? Vor wel- chen Herausforderungen stehen Her- steller von Telematikprodukten? Der ACV hat sich mit Experten darüber unter- halten, welche Daten im Auto gespei- chert werden, warum sie erfasst werden und wem sie überhaupt gehören. ACV: Was bedeutet vernetztes Autofahren? Heim: Für S1nn bedeutet es Steigerung von Sicherheit und Fahrkomfort für den Endkunden. e-Call- und Car2Car-Tech- nologien zur Vernetzung des Fahrzeugs spielen dabei eine wichtige Rolle. Dane- ben stehen Funktionalitäten wie z. B. die Möglichkeit, das Smartphone in das Fahrzeug zu integrieren. Doll: Für die Kfz-Versicherer heißt dies: Die Automobilindustrie kann durch die neue Technologie stärker in den Versi- cherungsmarkt drängen. Durch das ver- netzte Fahrzeug wird ein Direktkontakt zum Kunden ermöglicht, der bislang den Kfz-Versicherern vorbehalten war. ACV: Der Abstandsmesser stuft mich als Drängler ein, die GPS-Ortung weiß, dass ich im Villenviertel wohne, die Sitzbelegung registriert, sonntags fahren meine Kinder mit, die Smart- phone-Schnittstelle zieht meine Adressen, Kontakte und Google-Such- aufträge. Einigen sich IT-Branche und Automobilindustrie, steht für beide ein riesiger Absatzmarkt dahinter. Wie beurteilen Sie die Akzeptanz von massenhafter Datenerhebung? Müller-Peters: Datenschutz ist den Menschen wichtig. Aber „Menschenle- ben retten“ ist demgegenüber ein „Totschlagargument“. Obwohl wir in der Studie herausgefunden haben, dass sich die Menschen Gedanken über den Datenschutz machen, herrscht der Si- cherheitsgedanke vor. Das Notrufsys- tem e-Call wird aus Sicherheitsaspek- ten akzeptiert. Schwartmann: Die Akzeptanz von massenhafter Erhebung von Individual- daten schwindet zunehmend. Datener- hebungen, die man nicht versteht, wer- den zunehmend kritisch betrachtet. Müller-Peters: Meine vorsichtige Prog- nose ist, dass sich die Vernetzung durchsetzen wird. Die Menschen wer- den im Laufe der Zeit und der Diskussio- nen um dieses Thema abstumpfen. Si- cherheit und Geldersparnis sind wichtige Faktoren, unter denen Menschen bereit sind, Daten von sich preiszugeben, ob- wohl es ihnen im Grunde widerstrebt. Heim: Wir beobachten eine sehr zwie- spältige Bewertung der Datenerhebung in der Bevölkerung. In der Diskussion um vernetztes Fahren wird häufig ver- nachlässigt, dass viele die betreffenden Daten, zum Beispiel Aufenthaltsort, be- reits durch die reine Verwendung eines Smartphones an den Hersteller dieser Geräte gegeben haben. Doll: Ich gehe davon aus, dass die Be- reitschaft des Kunden, seine Daten an Dritte – so z. B. an seinen Autoversiche- rer – weiterzugeben, mit der Höhe der zu erzielenden Nachlässe steigen wird, die der Kfz-Versicherer bereit ist, zu ge- währen. ACV: Gibt es Regelungen, die ver- hindern, dass erhobene Daten kom- merziell genutzt werden? Schwartmann: Selbstverständlich gibt es gesetzliche Regelungen, die die Ver- wendung von Daten verhindern. In Deutschland findet Datenverarbeitung nur bei gesetzlicher Grundlage oder un- ter Voraussetzung der Einwilligung des 1Andreas Heim, Geschäftsführer von S1nn. S1nn entwickelt Telematikmodule, die Funk- tionen wie e-Call realisieren und komplette Multimedialösungen. Die Firma aus Stutt- gart ist direkter Zulieferer für Automobilher- steller wie z. B. Porsche, Tesla, VW im Be- reich Infotainment, Connectivity und Audio. 1Prof. Dr. Rolf Schwartmann, Professur für Bürgerliches Recht und Wirtschafts- recht an der FH Köln. Sein Schwerpunkt liegt auf Datenschutzrecht. Er ist Vorsit- zender der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e. V. DATENLIEFERANT AUTO Bleibt die Freiheit auf der Strecke? Stimme voll und ganz zu Stimme eher zu Teils - Teils Stimme eher nicht zu Stimme über- haupt nicht zu Wem gebührt die „Daten-Hoheit“? (Quelle: „Der vernetzte Autofahrer“, FH Köln) Meine Fahrzeug-Nutzungs-Daten gehören mir. Ich will selbst bestimmen, wem sie zugänglich werden. „Die Akzeptanz von massen- hafter Erhebung von Individualdaten schwindet zunehmend.“ (Prof. Dr. Rolf Schwartmann) Foto:D.Boxberg

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