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acvProfil 2-2016 - „Beispielose Konzeptlosigkeit"

Günstig, sauber und problemlos: Erdgas gibt es an über 900 Tankstellen Drei Fragen an Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft ERDGAS e. V. „DAS BESTGEHÜTETE GEHEIMNIS“ ACV Profil: Erdgas ist derzeit die günstigs- te und gleichzeitig umweltschonendste Energiequelle in Deutschland. Woran liegt es, dass im letzten Jahr nur rund 10 000 Erdgas-Fahrzeuge neu zugelassen wurden? Dr. Timm Kehler: Das ist tatsächlich nicht so einfach zu beantworten. Fakt ist, dass sowohl das Fahrzeugangebot als auch die Tankstel- leninfrastruktur vorhanden sind. Wir haben aber schon den Eindruck, dass Erdgasfahrzeu- ge das bestgehütete Geheimnis vieler Händ- ler und Hersteller sind. Die besten Modelle nutzen nichts, wenn die Menschen die Fahr- zeuge nicht Probe fahren und sich davon über- zeugen können, dass umweltschonendes und kostengünstiges Fahren auch Spaß machen kann. Für die nächsten fünf Jahre prognostizieren Sie eine Verzehnfachung des Bestands an Erdgasfahrzeugen. Wird in diesem Zeitraum auch das derzeit noch recht dünne Tankstellennetz ausgebaut? Das Tankstellennetz ist auch aktuell vielfach schon ausreichend. In den meisten Gegenden Deutschlands ist die Dichte komfortabel. Aber es ist richtig, dass sich erst mit mehr gemeldeten Erdgasfahrzeugen auch mehr Tankstellen wirtschaftlich betreiben lassen. Der Steuervorteil für Erdgasfahrzeuge ist derzeit nur bis 2018 festge- schrieben. Wie hoch sind die Chancen für eine Verlängerung – und wann ist hierzu mit einer konkreten Entscheidung zu rechnen? Wir haben bereits eine unumkehrbare Entscheidung: Der Bundestag hat die Verlängerung bereits beantragt, schließlich stand sie auch schon im Koalitionsvertrag. Wir warten jetzt noch auf die Umsetzung durch das Fi- nanzministerium. Das ist aber nur eine Frage der Zeit. Es muss sich also niemand um die Jahre nach 2018 sorgen. ACV Profil 2/16 9 Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft ERDGAS e. V. ren lässt sich das über ein kostenneutrales Bo- nus-Malus-System wie beispielsweise in Frank- reich, bei dem Fahrzeuge mit besonders hohen Emissionen höher besteuert werden und effizi- ente Autos entsprechend niedriger. Wie beurteilen Sie denn die derzeit disku- tierte Kaufprämie für Elektroautos? Die macht nach unserer Meinung überhaupt keinen Sinn. Solange die SPD den Ausstieg aus der Braunkohle blockiert, ist der Elektroantrieb noch nicht wirklich umweltfreundlich. Zudem ist die Autoindustrie hochprofitabel, die muss man nicht subventionieren. Und man muss nicht unbedingt ein teures E-Mobil kaufen, das nur auf dem Papier sparsam und umwelt- freundlich ist. Da gibt es ganz andere Möglich- keiten. Welches Antriebskonzept empfehlen Sie denn umweltbewussten Autokäufern? Ganz klar Erdgas. Das ist von den Emissionen her sehr günstig, der Verbrauch ist niedriger, dazu kommt die Steuervergünstigung. Und es ist vollkommen alltagstauglich. Aber die Hersteller verkaufen Gas-Mobile nur in kleinen Stückzahlen. BMW hat kein einzi- ges Erdgas-Fahrzeug im Sortiment, Merce- des gerade mal eines. Woran liegt das? Zukunftsgetriebene Innovationen sind Mangel- ware, wenn es keine langfristige Politik gibt, die die Industrie auch dazu treibt. Sobald der ent- sprechende Rahmen in Form entsprechender Steuern und Vorschriften existiert, werden wir wie schon beim Katalysator und beim Rußfilter sehen, dass neue Techniken durchsetzbar sind. Die Autoindustrie hat das bereits im Angebot, was nötig wäre. Was fehlt, ist der politische Wil- le. Wenn Deutschland wirklich ein Leitmarkt für alternative Antriebe sein möchte, muss man das auch politisch forcieren. Wegweisend: Elektro-Stadtbus in Münster es, dass im letzten Jahr nur rund 10000 ACV Profil 2/169

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