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acvProfil 2-2016 - ACV Motorsport

Interview mit Rainer Braun

ACV MOTORSPORT „DEN LEUTEN WERDEN KEINE SPANNENDEN RENNEN MEHR GEBOTEN” Im Rennsport kennen sich wenige so gut aus wie Rainer Braun. Ein halbes Jahrhundert lang begleitete der Motorsportjournalist und Streckensprecher den Vollgas-Zirkus. Doch Braun hat sich abgewandt: Regelwut und zu viel Taktik hätten die Rennen langweilig gemacht, kritisiert er Rainer Braun, Hallo Fahrerlager Classic. Nostalgische Geschichten aus der Welt des Automo- bilsports. 59,90 Euro. Herr Braun, was vermissen Sie am heutigen Rennsport? Das Zugucken macht keinen Spaß mehr. Dabei ist es eine so faszinierende Rennformel, es ist die Königsklasse – gewesen. Doch die Autos machen nicht mehr den Lärm, den sie machen müssen. Alles ist dirigiert von Technik, von Tak- tik, von den Boxen. Die Fahrer sind nur noch da- mit beschäftigt, Knöpfe zu drücken. Ich weiß gar nicht, wie die das machen: so viele Knöpfe auf dem Lenkrad zu drücken und sich auch noch aufs Fahren zu konzentrieren. Wie war Rennsport denn früher? Früher hat man sich ins Auto gesetzt, wir ha- ben Vollgas gegeben, am Lenkrad gedreht, den Schalthebel traktiert und geguckt, dass man gut durch die Kurve kommt. Das ist der eigent- liche Sinn des Rennsports, und der ist leider ver- loren gegangen. Warum sind die Rennen jetzt so langweilig geworden? Es liegt an den Reglements, die vorgegeben werden. Nehmen wir als Beispiel die Boxen- stopps: Früher bedeutete ein Boxenstopp, dass das Rennen verloren ist. Heute müssen die Bo- xenstopps für eine künstlich erzeugte Spannung herhalten. Das ist doch grotesk. Früher ging ein Motor oder ein Getriebe auch mal in Rauch auf. Heute gibt es mit Ferrari und Mercedes zwei dominierende Rennstäl- le, die so viel Geld haben, dass sie ihre Au- tos konkurrenzlos gut bauen können. Ja, alles ist zu durchsichtig, zu vorhersehbar. Es geht nur noch um Technik und Taktik. Die ein- zig positive Entwicklung ist, dass der Rennsport so sicher ist wie nie zuvor. Dass der verunfallte Rennfahrer eine relativ hohe Chance hat, un- verletzt aus dem Wrack herauszukommen. Das war nicht immer der Fall. Vor allem nicht in den Achtzigern und Siebzigern und davor. Also war früher nicht alles besser? Nein, früher war diesbezüglich alles schlechter. Wir haben immer wieder an Gräbern gestan- den. Wir haben alle zwei, drei Monate junge Leute verloren, Fahrerkollegen, Freunde, die Si- cherheit war eine Katastrophe. Da sind wir heu- te auf einem sehr hohen Level. Und gerade in der Formel 1 und in der DTM hat man sich sehr viel Mühe gegeben, diese Dinge wirklich zu op- timieren. Ein sichereres Rennauto als einen For- mel-1-Wagen kriegen Sie heute kaum. Wie kann man den Rennsport und insbeson- dere die Formel 1 wieder spannender machen? Es gibt nur einen Weg: Back to the Roots, zu- rück zur Basis. Die Teams sollen einfach ein Au- to bauen, in dem ein Lenkrad drin ist, die Gän- ge meinetwegen auch per Wippe geschaltet werden, wo der Fahrer aber alles selbst ent- scheiden muss, ohne von der Box dirigiert zu werden. Der Kontakt zur Box muss weg – kom- plett! Der Fahrer muss alleine entscheiden: Wann überhole ich und wann fahre ich zur Box zum Reifenwechseln – wenn es denn notwen- dig ist. (HP) Lesen Sie das vollständige Interview über die Zukunft des Motorsports und Formel E auf www.acv.de 28 ACV Profil 2/16 Faszination Motorsport: „Jeder gegen jeden, wie eine wilde Wirtshaus-Schlägerei.“

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