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acvProfil 1-2016 - Deutschlands oberster Fußgänger

ACV Profil 1/16 25 Weitere Informationen hierzu finden Sie im Internet unter www.fuss-ev.de Mitarbeitern verwaltet Stefan Lieb gerade mal 600 Vereinsmitglieder, die mehrheitlich als Verkehrsplaner, Wissenschaftler oder Po- litiker die primäre Zielsetzung des Fuss e. V. verfolgen: „Wir arbeiten daran, dass Fußgän- ger nicht mehr ausschließlich als Unfallopfer wahrgenommen werden, sondern als die in den Städten am zahlreichsten vertretenen Verkehrsteilnehmer“, sagt Stefan Lieb, der vollstes Verständnis für die geringe Mitglie- derzahl seines Vereins aufbringt: „Die wenigs- ten Fußgänger empfinden sich als Fußgänger. Weil Gehen so selbstverständlich ist, entwi- ckeln die meisten Leute dafür offenbar kein spezielles Bewusstsein.“ TAGESGESCHÄFT: KONZEPTE, PROJEKTE UND EXPERTISEN Bei Stefan Lieb dagegen ist das Fußgänger- Bewusstsein sehr deutlich ausgeprägt. Er hat zwar einen Führerschein, „mit dem man vor 30 Jahren kleine Mopeds fahren konnte“, brauchte aber nie ein Auto, weil er in der Stadt auch ohne problemlos klarkommt und lange Strecken gerne mit der Bahn fährt, „weil das viel entspannter ist“. Völlig entspannt sieht er auch seine Tätigkeit, die nicht durch Feind- bilder von Auto- oder Radfahrern geprägt ist, sondern vornehm und sachlich geschildert wird. Lieb nimmt es „mit Bedauern zur Kennt- nis“, dass eine im Grunde so fußgängerfreund- lich konzipierte Stadt wie Berlin mit ihren brei- ten Gehwegen in vielen Fällen höchst nach- lässig umgeht. „Dass uns illegales Gehweg- parken nicht freut, ist klar. Aber auch legale Sondernutzungen in Form von Straßencafés oder Werbesäulen sind nicht immer zu unserer Freude.“ Um solche Ärgernisse zu reduzieren, arbeitet sein Verein daran, „Herangehenswei- sen zu identifizieren, die bisher nicht so be- handelt wurden, wie wir uns das vorstellen.“ Dazu zählen beispielsweise Modellprojekte wie die Aktion „Schüler befragen Senioren“, die generationsübergreifende Perspektiven auf die Teilnahme am Straßenverkehr eröffnen soll, die Mitarbeit an städtebaulichen Konzep- ten und die Abgabe von Expertisen im Vorfeld von Gesetzesänderungen. BEGEGNUNGSZONEN: DIE SCHWEIZ MACHT ES VOR Und da gibt es noch viel zu tun, auch wenn sich nach den Erkenntnissen des Verbands in den letzten zwei Jahren schon eine Menge gebessert hat: „Immer mehr Städte nehmen auf einmal auch den Fußverkehr als eine Ver- kehrsart wahr und berücksichtigen uns schon in der Planung“, hat Lieb erkannt, doch damit gibt er sich nicht zufrieden: „Nicht alles, was da passiert, entspricht auch unseren Vorstel- lungen.“ Als vorbildlich in Sachen Fußgän- ger-Politik dagegen lobt Lieb die Schweiz, wo der Schwesterverband des Fuss e. V. nicht nur institutionell gefördert wird und über ei- gene Kapazitäten verfügt. „Die Schweizer sind auch schon deutlich weiter mit entspre- chenden Baurichtlinien und haben bereits in vielen Orten Begegnungszonen, die wir für Deutschland auch fordern.“ Gemeint sind da- mit Straßenabschnitte, in denen Autoverkehr mit Tempo 20 stattfindet, Fußgänger aber grundsätzlich den Vortritt haben. Laut Lieb läuft der Autoverkehr dort sogar flüssiger, weil im Gegenzug Ampeln entfernt werden können: „Man darf zwar nur langsam fahren, muss aber nie bei Rot anhalten.“ Eine erste Begegnungszone gibt es inzwischen auch in der Berliner Maaßenstraße, doch die ent- spricht nur bedingt Liebs Vorstellungen: „Hier haben die Autos noch Vorfahrt.“ Nicht gern gesehen: Radfahrer auf Fußwegen Sitz der Geschäftsführung: ein kleines Ladenlokal  ACV Profil 1/1625

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