leserforum leserforum leserbriefe industrie und staat sollen zahlen (acv profil 4/16, city-maut) ich fahre seit 56 jahren auto und habe auch immer meine kfz-steuer bezahlt. wenn dieses geld richtig eingesetzt und in den straßenbau und die um- welt investiert würde, gäbe es das problem gar nicht. ansonsten ist hier die autoindustrie in der pflicht und nicht wir autofahrer! ich bin gegen eine city-maut. dieter dreyer klare kante zeigen (acv profil 4/16, city-maut) die regierungen haben der autoindustrie die freiheit gegeben, die fahrzeuge so zu bauen, und dabei bewusst versäumt, die kriterien so festzulegen, dass die autossauberundumweltfreundlichsindundauch entsprechend überprüft werden. so wurden die fahrzeuge als sauber verkauft – und jetzt sollen die bürger für dieses fehlverhalten der behörden wieder mal zur kasse gebeten werden. das kann und darf nicht sein. die politik muss hier endlich mal klare kante zeigen und der industrie nicht nur vorschreiben, was aus den fahrzeugen an abgasen ausgestoßen werden darf, sondern die einhaltung der bestimmungen auch kontrollie- ren. meine klare meinung: keine city-maut für ältere fahrzeuge – und für neue autos müssen entsprechende filter her. werner treu dynamische maut für alle (acv profil 4/16, city-maut) nach meiner mei- nung müsste man für alle autos mit verbren- nungsmotor eine city-maut erheben und diese stetig anheben, damit sich der betrieb solcher fahrzeuge immer weniger lohnt und alternati- ven wie e-autos oder e-roller auf diese weise schneller attraktiv werden. michael wüllner biergarten ohne stickoxide (acv profil 4/16, city-maut) eine city-maut würde ich akzeptieren. wenn ich schon in die großstadt zum shoppen fahre, sollte ich auch das kleingeld für den eintritt bereithalten. letzt- lich wollen wir doch alle saubere luft. und der espresso im café oder das bier im biergarten schmecken doch besser ohne den beigeschmack von vermeidbaren stickoxiden. günter-j. böhmer keine gerechtigkeit (acv profil 4/16, city-maut) herr bogenberger hat keine ahnung von gerechtigkeit. ist es etwa gerecht, wenn der fahrer eines benziners, der fast keine stickoxide erzeugt, für den dieselfah- rer mitzahlt? ich finde: nein! was mich betrifft: ich werde bemautete strecken meiden – mit meinem benziner und meinem diesel. michael wolsing einnahmen sinnvoll verwenden (acv profil 4/16, city-maut) eine city-maut kann ich nur begrüßen. aber nur unter der be- dingung, dass die daraus resultierenden ein- nahmen zum ausbau eines klimaschonenden verkehrssystems verwendet werden. jürgen ammon das falsche signal (acv profil 4/16, city-maut) die einführung einer city-maut ist ein weiteres beispiel da- für, wie man die kühe der nation melken kann. letztlich gibt sie das falsche signal, das da lau- tet: zahlen und weiter umweltferkel bleiben! eine maut löst die vorhandenen probleme mit staus und luftverschmutzung nicht. die lö- sung müsste heißen: autos raus aus der city mit attraktiven, neu konzipierten öffentlichen verkehrsmitteln auf eigener spur, mit kurzen taktzeiten und geringem fahrpreis. leider ist der mensch falsch gestrickt: er erkennt zwar chaotische entwicklungen, handelt aber erst, wenn es schon 5 nach 12 ist. rudolf wiedl immer nur auf die kleinen (acv profil 4/16, city-maut) wer sich vor drei jahren einen diesel mit grüner plakette ge- kauft und damit die industrie unterstützt hat, besitzt also jetzt ein „altes auto“. es geht doch immer nur auf die kleinen. wenn ich dagegen sehe, was schiffe und flugzeuge an dreck raus- blasen – dagegen geht keiner vor. wäre schön, wenn sich die politiker auch mal darum küm- mern würden. wilfried böther kommt gerade richtig (acv profil 4/16, fahrradschutzbrief) als lang- jähriges und überzeugtes mitglied beglückwün- sche ich sie zu diesem neuen angebot. gerade habe ich mich wieder fürs radfahren entschieden und mir ein e-bike gekauft, also kommt die er- weiterung des schutzes gerade richtig. vielen dank dafür! dietmar f. blossey sagen sie uns ihre meinung wir freuen uns über ihre anregungen. die redaktion behält sich vor, zuschriften zu kürzen, ohne den inhalt zu verfälschen. schreiben sie uns: acv profil, leserforum, theodor-heuss-ring 19–21, 50668 köln, f: 0221.91269126, acvprofil@acv.de acv profil 4/16 27 26 acv profil 4/16 mobilität in 38 stunden kann man eine menge schaffen: ein nettes wellness-wochenende verleben oder mal den ganzen garten so richtig auf vor- dermann bringen – oder einfach nur im stau stehen. letzteres tun die meisten von uns, wie die statistiker vom verkehrsanalyse-spezialis- ten inrix ausgerechnet haben. aus deren erhe- bungen geht hervor, dass die autofahrer 2015 in deutschlands städten durchschnittlich 38 stunden im stau parkten. und je nach wohn- ort konnte es noch deutlich schlimmer kom- men: in der stau-metropole stuttgart waren es im schnitt 73 stunden (laut inrix genau so viele wie in new york) – und in köln (71 stun- den) sah es ähnlich aus. stickoxidwerte: stellenweise doppelt so hoch wie erlaubt dabei stellt die zeitverschwendung noch das kleinere problem dar. viel schlimmer ist die schadstoffbelastung, die laut umweltbundes- amt zu 67 prozent aus diesel-abgasen resul- tiert. jede zweite innerstädtische messstation zeigt stickoxidwerte, die über dem 2010 von der eu festgelegten jahresgrenzwert von 40 mikrogramm pro kubikmeter luft liegen, in stuttgart und münchen sind die gemesse- nen werte stellenweise doppelt so hoch. dabei schädigt stickstoffdioxid nachweislich die atem- wege – vor allem bei kindern – und erhöht zu- dem das herzinfarkt-risiko. wegen des ge- sundheitlichen risikos für die bevölkerung hat die eu inzwischen ein vertragsverletzungsver- fahren gegen die bundesregierung eingeleitet. nur noch mit euro 6 in die stadt? bislang jedoch ist keine bundesweite besse- rung in sicht. umweltministerin barbara hen- dricks plädiert für die einführung einer blauen plakette, mit der nur noch euro-6-fahrzeuge in ausgewiesene stadtbereiche einfahren dür- fen. verkehrsminister alexander dobrindt da- gegen bezeichnet den plaketten-plan, der mehr als 12 millionen diesel-fahrzeuge aus den in- nenstädten verbannen würde, gegenüber der „bild am sonntag“ als „mobilitätsfeindlich“ und glaubt, allein mit der umstellung von taxis, bussen und behördenfahrzeugen auf alterna- tive antriebe eine wirkungsvollere schadstoffre- duzierung zu erreichen. wann kommt die city-maut? überfüllte innenstädte und hohe schadstoffwerte erledigen sich nicht von selbst. während die politik noch um plaketten streitet, arbeiten wissenschaft- ler an intelligenten lösungen luftmessstation in hamburg: der blaue himmel trügt zu viele staus, zu viele schadstoffe: deutschlands innenstädte (hier: frankfurt) werden zum gesundheitsrisiko acv profil 4/16 27 wie denken sie über die einführung einer city- maut? teilen sie uns ihre persönliche mei- nung mit, damit der acv sich für ihre inte- ressen einsetzen kann. schreiben sie an den acv automobil-club verkehr „leserforum city-maut“ theodor-heuss-ring 19–21, 50668 köln oder per fax: 0221.91269126 oder per e-mail: acvprofil@acv.de stichwort „city-maut“ ihre meinung ist gefragt 26 acv profil 4/16 faire lösung: wer viel fährt, muss auch mehr bezahlen die nach meinung zahlreicher experten beste alternative steht jedoch derzeit noch nicht ein- mal beim maut-spezialisten dobrindt auf der agenda. an konkreten plänen für eine city- maut, wie sie beispielsweise in metropolen wie london oder singapur, aber auch in kleineren städten wie etwa stockholm oder prag bereits mit überwiegend positiven erfahrungen erho- ben wird, arbeiten in deutschland bislang nur wissenschaftler. klaus bogenberger, profes- sor für verkehrstechnik an der münchner uni- versität der bundeswehr und fachmann für ver- kehrssteuerung, hält die einführung einer city- maut für die sinnvollste lösung des problems. „man kann nicht einfach die diesel-fahrer aus- sperren und alle anderen autos in die städte lassen. wenn es schon sein muss, dann ist es besser, wenn es alle trifft“, glaubt bogenber- ger und hat eine klare vorstellung davon, wie eine maut-regelung in der münchner innen- stadt funktionieren könnte. die basis seines modells bilden bereits vorhan- dene messpunkte, die die aktuelle verkehrsla- ge abbilden. abhängig von der daraus errech- neten verkehrsdichte in der mautzone würden nach einem steuerungs-algorithmus in echt- zeit gestaffelte mautgebühren berechnet, die im berufsverkehr am höchsten sind, nachts oder am wochenende dagegen auf null sinken könn- ten. die abrechnung sollte idealerweise über eine onboard-unit oder eine app erfolgen, wo- mit im unterschied zu einer statischen vignet- ten-maut vielfahrer nach dem verursacher-prin- zip auch stärker belastet würden. bogenberger: „es wäre nur fair, die leute nach der distanz, die sie zurücklegen, bezahlen zu lassen.“ win-win-situation für menschen und kommunen es würde allerdings auch ganz schön teuer kom- men: die städte müssten zunächst in ein effi- zientes erfassungs- und abrechnungsverfah- ren investieren, das die autofahrer anschlie- ßend mit ihren gebühren refinanzieren. in der volkswirtschaftlichen gesamtbilanz sieht klaus bogenberger trotzdem nur positive effekte: „die autofahrer profitieren vom besseren ver- kehrsfluss, die anwohner atmen bessere luft, und die städte generieren mittelfristig über die maut einnahmen, die sie wiederum zur verbes- serung des öffentlichen nahverkehrs nutzen können.“ doch bislang setzen die deutschen städte noch andere prioritäten: so legte sich der hambur- ger senat schon 2011 darauf fest, in der han- sestadt keine city-maut einzuführen, „da der verkehrsfluss mindestens als befriedigend be- zeichnet werden kann ... und die innenstadt als einzelhandelsstandort durch eine city-maut beeinträchtigt würde“. senats-sprecher robert lemloh bestätigt auf anfrage: „das gilt immer noch.“ auch in köln, wo oberbürgermeisterin henriette reker noch vor einem jahr dem the- ma nicht abgeneigt gegenüberstand („man soll- te darüber nachdenken, ob die city-maut nicht auch in köln funktioniert“), ist das interesse of- fenbar erlahmt: der gedanke sei in den köpfen der zukunftsplaner zwar nicht erloschen, wer- de aber aktuell nicht vertieft, lässt der sprecher der oberbürgermeisterin verlauten. stuttgart: „diskussion nicht auf der agenda“ im grün regierten stuttgart schiebt man den schwarzen peter zurück nach berlin. verkehrs- minister winfried hermann, bislang als ent- schiedener maut-befürworter bekannt, lässt wissen, „eine city-maut sei zwar theoretisch möglich“, scheitere aber an der tatsache, dass die stadt sie nur auf kommunalen straßen er- heben dürfe, solange keine bundeseinheitliche grundlage geschaffen werde, um auch bun- desstraßen-abschnitte mit einzubeziehen. un- abhängig davon aber stünde „die diskussion über die schaffung einer rechtsgrundlage für kommunale city-mautsysteme nicht auf der agenda“. trotzdem ist klaus bogenberger „über- zeugt, dass wir die city-maut innerhalb der nächsten fünf bis zehn jahre auch in deutsch- land sehen. die nichteinhaltung der co2 -wer- te wird die städte dazu zwingen.“ prof. klaus bogenberger: „besser, wenn es alle trifft“ so verstaut wie new york: normaler wahnsinn in stuttgart sorgte für diskussionsstoff: artikel zur city-maut 34 acv profil 5/16 acv profil 4/1627 acv profil 4/1627