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acvProfil 3-2016 - Interview mit VDA-Präsident Wissmann

ACV Profil 3/16 21 ben in den vergangenen Jahren mehr als 14 Mil- liarden Euro in die Elektromobilität investiert. Dass wir ein führender Anbieter sind, beschei- nigen uns auch Experten: Im Elektromobilitäts- index von McKinsey ist Deutschland neben Ja- pan und China das führende Herstellerland für Elektrofahrzeuge. Die USA folgen erst dahin- ter. In Amerika haben unsere Hersteller übri- gens rund 20 Prozent Anteil am Elektroauto- markt. Offensichtlich finden Kunden weltweit unsere Elektroautos attraktiv. Inwieweit ist die Entwicklung auch eine Chance für deutsche Unternehmen? Welche neuen Geschäftsfelder ergeben sich für die Industrie? Der Verbrennungsmotor wird in kommenden Jahren noch eine wichtige Rolle spielen. Er wird weiter optimiert und noch sparsamer. Parallel dazu treiben wir die Elektrifizierung voran, mit Plug-in-Hybriden und mit reinelektrischen Fahrzeugen. Aber der Wandel der Mobilität betrifft nicht nur die Motoren. Die Nutzung des Autos gewinnt gegenüber dem Besitz an Bedeutung, die Hersteller werden auch zu Mo- bilitätsdienstleistern. Sie haben diesen Trend übrigens früh erkannt und den Carsharing- Markt aufgerollt. Die deutschen Hersteller sind heute die weltweit führenden Carsharing-An- bieter. Eine weitere „Revolution“ steht uns in den Bereichen Digitalisierung und autonomes Fahren bevor. Werden unsere Autos bald nur noch von Robotern gelenkt? Zunächst hat die Bundesregierung nur die Än- derungen des Wiener Übereinkommens in deutsches Recht übertragen. Dieses Abkom- men regelt, dass Assistenzsysteme in be- stimmten Situationen steuern dürfen. Trotz- dem muss der Fahrer ständig in der Lage sein, das Lenkrad wieder zu übernehmen. Damit ein Auto vollkommen eigenständig, also ohne Fahrer, fahren kann, braucht es weitere Ge- setzesänderungen. Daran wird im Moment ge- arbeitet. Aus technischer Sicht können wir sa- gen: In weniger als zehn Jahren ist es möglich, dass ein Auto selbstständig auf der Autobahn fährt. Auf der Autobahn 9 gibt es ein großes digi- tales Testfeld, wo moderne Technologien und Verkehrssysteme erprobt werden. Lässt sich schon ein Trend erkennen? Wir gehen davon aus, dass die Entwicklung sehr schnell vorangeht – aber schrittweise. Gegen Ende dieses Jahrzehnts werden Autos erstmals selbstständig in Parkhäuser fahren und einpar- ken können. Wenige Jahre später könnten Trucks und später auch Pkw selbstständig auf der rechten Spur über die Autobahn fahren. Der Fahrer muss präsent bleiben, könnte sich aber anderen Aufgaben widmen. Am komplexesten ist der Verkehr jedoch in der Stadt. Bis Autos selbstständig durch urbane Zentren fahren, wird noch wesentlich mehr Zeit vergehen. Aber auch das kommt. Wie wird die Digitalisierung den Verkehr ver- ändern? Wir werden sehr viel mehr über den Verkehr wissen als bisher. Mehr und genauere Infor- mationen werden dafür sorgen, dass der Ver- kehr intelligenter und effizienter wird. Ein Bei- spiel ist die Parkplatzsuche. In Deutschland verbringen Autofahrer im Jahr rund 500 bis 600 Millionen Stunden, um einen Parkplatz zu suchen. Es wäre doch ein großer Fortschritt, wenn man, etwa mit Sensoren, mehr Informa- tionen über freie Parkplätze gewinnen und sie gebündelt an die Autofahrer weitergeben könnte. Wir könnten Lärmbelästigung, Zeit- verluste, Abgas- und CO2 -Emissionen deutlich reduzieren. Die Digitalisierung ist der Schlüs- sel dafür. Kritiker warnen davor, dass das Auto zur Da- tenkrake wird. Wie kann der Datenschutz gewährleistet und das Risiko von Datenlecks minimiert werden? Es ist natürlich entscheidend, dass vernetzte Autos gegen Eingriffe von außen wirksam ab- gesichert werden. Die Hersteller erreichen das unter anderem dadurch, dass sie sicherheitsre- levante Systeme von Komfortsystemen tren- nen. Zum Beispiel sind das Navigationsgerät und die Motorsteuerung zwei völlig unter- schiedliche elektronische Kreisläufe. Und na- türlich hat das Recht des Einzelnen, selbst über seine personenbezogenen Daten zu bestim- men, auch im vernetzten Auto hohen Stellen- wert. Deswegen werden die Hersteller künftig transparent zeigen, welche Daten verarbeitet und genutzt werden. Ihre Zukunftsprognose: Wie werden wir in 50 Jahren Auto fahren? Die Autos werden vollständig emissionsfrei fahren. Und wir werden komplett vernetzt und voll automatisch fahren. Wer das Lenkrad ger- ne noch selbst in die Hand nimmt, wird das weiterhin tun können. Aber 50 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Vieles, was dann selbstver- ständlich sein wird, können wir heute noch nicht ahnen. (HP) „Aus technischer Sicht können wir sagen: In weniger als zehn Jahren ist es möglich, dass ein Auto selbst- ständig auf der Autobahn fährt.“ VDA-Präsident Matthias Wissmann ACV Profil 3/1621

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