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acvProfil 6-2015 - Flüssig und sicher durch die Stadt

acv Profil 6/15 11 indem er durch aktiven Brems- und Lenkeingriff ein automatisches Aus- weichmanöver einleitet. Dazu wurde das Fahrzeug mit modernsten Kameras und Radar sowie modifizierten Brems- und Lenksystemen ausgestattet, die bei Bedarf die Kontrolle übernehmen können. Darüber hinaus zeigten die Rüsselsheimer, wie entscheidend Assis- tenzsysteme nur durch die Analyse des Fahrerverhaltens weiterentwickelt wer- den können. Aus den Fahrzeugdaten, einer Frontkamera sowie einer Kamera, die den Kopfbewegungen des Fahrers folgt, wird abgeleitet, ob er etwa die Spur wechseln möchte. Opel-Sprecher Axel Seegers: „Mit diesen Erkenntnissen las- sen sich Assistenzsysteme wie Totwin- kel-Warner wesentlich optimieren“. SZENEN-LABELING: AUTOS LERNEN ZU VERSTEHEN Kreuzender Verkehr, Radfahrer, queren- de Passanten, vielleicht aufs Smartpho- ne fixiert, Mütter mit Buggy, spielende Kinder – im Stadtverkehr gibt es zahllo- se Risikofaktoren, die von herkömmli- chen Assistenzsystemen bislang kaum erkannt werden. Der Daimler AG ist hier nach eigenen Angaben im Rahmen von „UR:BAN“ mit dem sogenannten „Sze- nen-Labeling“ ein Durchbruch gelungen: Dabei kann ein kamerabasiertes System kritische Situationen klassifizieren und alle relevanten Objekte – vom Radler über den Fußgänger bis zum Rollstuhl- fahrer – erkennen. Dazu haben Daim- ler-Forscher ihrem System gezielt tau- sende Bilder aus verschiedenen deut- schen Städten gezeigt, in denen sie per Hand 25 Objektklassen wie Fahrzeuge, Radfahrer, Fußgänger, Straße, Gehsteig, Gebäude, Pfosten oder Bäume „ge- labelt“ hatten. Prof. Guido Herrtwich, Leiter Assistenzsysteme bei Daimler: „Anhand dieser Beispiele hat das Sys- tem gelernt, völlig unbekannte Bilder automatisch korrekt zu klassifizieren und auch bei starker Verdeckung und aus großer Entfernung zu detektieren.“ Möglich machen dies leistungsstarke Rechner, die ähnlich dem menschlichen Gehirn künstlich neuronal vernetzt sind. „Dementsprechend rückt“, so Herrtwich, „der Tag näher, an dem Fahrzeuge ihre Umgebung so sehen wie der Mensch – und auch komplexe Situationen in der Stadt richtig verstehen.“ BEI BLAULICHT SCHALTET DIE AMPEL AUF GRÜN Ausnahmsweise bodenständig aktiv waren die Entwickler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), die für UR:BAN zwei Projekte für einen verbesserten Verkehrsfluss konzipierten. Eine Ampelanlage in Düs- seldorf wurde so umgerüstet, dass sie mit Einsatzfahrzeugen Daten austau- schen kann. Fährt etwa ein Polizeiauto auf die Kreuzung zu, schaltet die Ampel automatisch genau die Spur frei, auf der das Fahrzeug unterwegs ist. Pro- jektleiter Dr. Henning Mosebach: „Bis jetzt funktionierte so etwas nur über die Verkehrsleitzentrale, mit der neuen Technik kann die Vorfahrt schneller und flexibler gewährt werden.“ Zudem stell- ten die DLR-Forscher einen intelligenten Leitkegel vor, der bei einem Unfall oder an einer Baustelle den Fahrzeugen in seiner Umgebung schon 400 Meter vor der Engstelle mitteilen kann, dass ein Spurwechsel ansteht. Prof. Karsten Lemmer, Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik, brachte es auf den Punkt: „Fahrzeuge und Verkehrsin- frastruktur werden in Zukunft immer komplexere Verkehrsvorgänge eigen- ständig abwickeln können.“ 1 Mensch denkt, Auto lenkt: Aktive Assis- tenzsysteme führen das Versuchsfahrzeug durch Eingriffe in Bremse und Lenkung am Hindernis vorbei 1 Sieht aus wie Kunst, ist aber HighTech: Bei Daimler lernen Autos, ihre Umgebung nach dem Gefahrenpotenzial zu kategorisieren 1 Intelligente Ampelanlage in Düsseldorf: Antennen erkennen, wann sich ein Einsatzfahrzeug nähert, ein Steuergerät sorgt dann für freie Fahrt Schnelle Bewegungen, spontane Entscheidungen: Radfahrer gehören zu den unberechenbarsten Verkehrsteilnehmern 3 Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://urban-online.org. acv Profil 6/1511

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