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acvProfil 5-2015 - Wie sieht Mobilität in Köln 2025 aus?

Interview mit Jürgen Fenske

ACV: Andere Städte sind Vorreiter in neuen Verkehrskonzepten. Was kann Köln von ihnen lernen? Jürgen Fenske: Mit den Städten Wien, Zürich oder Kopenhagen stehen wir ebenso im regelmäßigen Kontakt wie mit Berlin, Hamburg und München. Köln mobil 2025 haben wir übrigens auch mit Verkehrsplanern dieser Städte diskutiert und sind bestätigt worden. Wie mein Kollege Steinbauer gesagt hat: „Alles richtig, was in Köln mobil 2025 steht, so ein Konzept hatte Wien auch. Entscheidend ist nun aber die konsequente Umsetzung.“ Dem kann ich nur zustimmen. Das Ziel ist klar und folgt dem Kopenhagener Vorbild: Ein Drittel ÖPNV, ein Drittel Fuß- und Radverkehr und ein Drittel Autoverkehr. Wenn wir das bis 2025 schaffen wollen, müssen wir uns jetzt kräftig ins Zeug legen, ob beim Ausbau der Ost-West- Achse für die KVB oder dem Ausbau des Radwegenetzes. ACV: Pkw-Bestand in Deutschland: 44,4 Millionen. Studien zeigen, die Deutschen verzichten ungern aufs Autofahren. Wie können passionierte Autofahrer von Intermodalität über- zeugt werden? Jürgen Fenske: Naja, wenn ich mir die tägliche Situation im rechtsrheinischen Bereich Kölns ansehe oder auch in vielen anderen Abschnitten des Stra- ßennetzes, meine ich, dass wesentlich weniger Menschen „komfortabel“ und „spaßbezogen“ auf das Autofahren unterschreiben würden. Die Zahlen umfassen ganz Deutschland, also auch den ländlichen Raum, Klein- und Mittel- städte. In Großstädten denken die Menschen um. Viele wollen nicht ganz auf das Autofahren verzichten, aber verzichten immer häufiger auf den Besitz eines eigenen Autos und mixen die Verkehrs- mittel mehr. Hier gewinnt der Umwelt- verbund. Bei all dem müssen wir aber vor Augen haben, dass die Qualität des ÖPNV-Betriebs stabil auf hohem Niveau und dass die Zugänglichkeit der Angebote, insbesondere auch für schnuppernde Kunden, möglichst ein- fach sein sollte. Dies fängt schon bei der Auswahl des richtigen Tickets an, setzt sich in der Fahrgastinformation fort und darf keine Bevölkerungsgruppen ausschließen. Hiermit können wir neue Kunden gewinnen, denen dann vielleicht das eigene Auto nicht mehr so wichtig sein wird. ACV: Viele Akteure bieten Mobilitäts- dienstleistungen an. Als Verbraucher ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Jürgen Fenske: Es wird immer verschie- dene Akteure geben, auch in Köln. Aber für uns als KVB ist es wichtig, dass wir unseren Kunden gute Informationen über das Gesamtangebot unserer eige- nen Verkehre und das unserer Koopera- tionspartner geben. Hierzu nutzen wir unsere Medien, wie zum Beispiel das Internet, leisten aber auch wertvolle Be- ratung in unseren KundenCentern. Und es gibt Ansätze von Mobilitätskarten mit der Integration von Angeboten, zum Beispiel beim Leihrad oder CarSharing. ACV: Alternative Antriebssysteme werden im Regelbetrieb bereits getes- tet. Welche Rolle spielt Elektromobi- lität im ÖPNV bzw. bei der KVB? Jürgen Fenske: Im Schienenverkehr sind wir seit fast 115 Jahren e-mobil. Das wird bei der allgemeinen Neigung „Etwas Neues muss her“ oft genug gern übersehen. Im Bus-Bereich stehen wir mit der Umstellung der Bus-Linie 133 vom Dieselbetrieb auf den vollständigen E-Betrieb am Anfang. Nach heutigem Stand wird es im Dezember 2016 die erste Bus-Linie Deutschlands sein, die vollständig mit acht batteriebetriebenen E-Gelenkbussen bedient wird. Damit erproben wir den E-Bus im Regelbetrieb und dann entscheiden wir über die Zu- kunft unserer Busflotte. ACV: Was denken Sie über generelles Tempo 30 in Städten und Ortschaf- ten? Jürgen Fenske: Ich begrüße diesen Vor- schlag. ACV: Die City-Maut soll zum besseren Verkehrsfluss, zur Finanzierung der Infrastruktur und zu einer erhöhten Lebensqualität beitragen. Wie stehen Sie zur Einführung der City-Maut in Deutschland, wie sie u. a. in Norwe- gen und Großbritannien üblich ist? Jürgen Fenske: Ich beobachte die Dis- kussionen um City-Maut und auch um weitere Formen der Mobilitäts-Finan- zierung sehr interessiert. Persönlich bin ich ein Anhänger der City-Maut, und alle internationalen, z. T. ja lang- jährigen Beispiele, belegen den Erfolg der City-Maut. Ob das Automobilland Deutschland allerdings reif für die City-Maut ist, das bezweifle ich sehr. ACV: Vielen Dank für das Gespräch. (Annabel Brückmann) 1 Die KVB erweitert ständig ihr Straßen- bahnnetz Trend Multimodalität: Umweltfreundlich unterwegs sein und Verkehrsmittel flexibel miteinander kombinieren 3

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