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acvProfil 2-2015 - Blitzen mit Ansage

Blitzmarathon

Wenn es um Temposünder geht, kennt Ralf Jäger keine Gnade: „Jeder muss immer und überall damit rechnen, dass seine Geschwindigkeit kontrol- liert wird“, sagt der nordrhein-westfäli- sche Innenminister – und einen wichti- gen Baustein in seiner Strategie bildet der 24-Stunden-Blitzmarathon. Im Februar 2012 blies die Polizei in NRW erstmals zum landesweiten Blitzer- Halali, bei dem 456 000 Verkehrsteil- nehmer kontrolliert wurden, von denen 17 169 zu schnell fuhren. Seitdem fan- den in NRW sechs weitere Aktionen dieser Art statt, zwei davon sogar bun- desweit – und an der letzten Veran- staltung sollten sich nach Auskunft des Ministers sogar viele europäische Länder beteiligen. Welche das sein würden, stand drei Wochen vor dem Termin noch nicht fest: „Es laufen der- zeit weitere Gespräche“, teilte eine Sprecherin mit. „ES GEHT NICHT UM VIELE KNÖLLCHEN“ Fest stand dagegen, dass die deut- schen Ordnungshüter an diesem Da- tum wieder aus allen Rohren blitzen würden. Beim vorletzten bundeswei- ten Blitzmarathon im September 2014 waren 13 000 Polizisten an 7500 Kon- trollstellen im Einsatz und stellten da- bei fest, dass sich drei Millionen Auto- fahrer innerhalb der erlaubten Ge- schwindigkeit bewegten, während 93 000 Verkehrsteilnehmer die zuvor angekündigte Aktion offenbar nicht ernst nahmen und bei Tempoverstö- ßen erwischt wurden. Den eigentli- chen Sinn der Aktion aber erklärt Jäger so: „Es geht uns nicht um möglichst viele Knöllchen, sondern um weniger Tote und Schwerverletzte.“ Als Beleg für den Erfolg der Maßnahme wertet sein Ministerium die aktuellen Ver- kehrsopferzahlen, denen zufolge im letzten Jahr 520 Menschen auf den Straßen von NRW ihr Leben ließen – der zweitniedrigste Wert seit Einfüh- rung der Unfallstatistik. Gerade statistisch gesehen, blieb der Erfolg der Blitzmarathons aber eher zweifelhaft: Der zweitniedrigste Wert war im vergangenen Jahr auch bundes- weit zu verzeichnen – und die prozen- tuale Entwicklung verlief in Nordrhein- Westfalen sogar schlechter als auf Bundesebene: Während die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland im Ver- gleich zu 2010 um 7,7 Prozent sank, schrumpfte sie in NRW im gleichen Zeitraum nur um 5,5 Prozent. „IMMERHIN TRETEN DIE AUTOFAHRER AUF DIE BREMSE“ Durchaus umstritten sind die flächen- deckenden Mess-Aktivitäten auch in den Reihen der Ordnungshüter: „Auch wenn die Blitzer-Standorte schon vor- her feststehen, treten die Autofahrer immerhin auf die Bremse und beachten die Geschwindigkeitsbegrenzungen“, freut sich Nadine Kluge von der Polizei- direktion Osnabrück. Dagegen bezeich- nete Oliver Malchow, Bundesvorsitzen- der der Gewerkschaft der Polizei (GdP), den letzten Marathon in der Tagesschau „als eine PR-Aktion ohne nachhaltigen Effekt auf die Verkehrssicherheit“. Für „komplett überflüssig“ gar hält der Duisburger Verkehrswissenschaftler Michael Schreckenberg die Blitzmara- thons: „Mit solch einer Aktion erzeugt man keine Einsicht, sondern Gehor- sam, der schnell wieder weg ist.“ Lars Wagener, Vorsitzender der Geschäfts- leitung des ACV, sieht das differenzier- ter: „Solche Kontrollen bilden einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Verkehrssicherheit. Überhöhte Ge- schwindigkeit ist die Ursache für jedes dritte Todesopfer im Straßenverkehr – und der Blitzmarathon ist ein wichtiger Beitrag einer Gesamtstrategie.“ Blitzen mit Ansage BLITZMARATHON Am 16./17. April wurde wieder gelasert und geblitzt, was das Zeug hielt. Beim ersten europaweiten Blitzmarathon ging es aber nicht um möglichst viele Knöllchen acv Profil 2/15 3 7Da freut sich der Minister: Fürs Foto assistiert Ralf Jäger gerne der Polizei 1Mit 13 000 Mann beim Marathon: Bei der Polizei ist der Nutzen umstritten Halali, bei dem 456000 Verkehrsteil- 17169 zu schnell fuhren. Seitdem fan- waren 13000 Polizisten an 7500 Kon- 93000 Verkehrsteilnehmer die zuvor acv Profil 2/153 1Mit 13000 Mann beim Marathon:

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