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acvProfil 2-2015 - Am Ende der Welt

ACV-Reisetipp Bretagne

bemühen. Den Grund für die bauliche Tristesse findet man noch heute im Hafen: Wegen der dort von den Nazis im Zweiten Weltkrieg erbauten mons- trösen U-Boot-Bunker war die Stadt mehrfach Ziel schwerer Bombarde- ments. Mehr zu empfehlen ist da ein Abstecher nach Morlaix, ein pittoresk in einem engen Flusstal gelegenes Städt- chen mit gemütlichen Cafés, originel- len Restaurants und hübschen Ge- schäften, die sich in mit Schiefer ge- deckten Fachwerkhäusern verstecken. Fast schon bizarr mutet es da an, wenn ab und zu der Hochgeschwindigkeits- zug TGV fast lautlos über den die Stadt überspannenden Viadukt rollt. DAS KLIMA: VIEL MILDER ALS MAN DENKT Direkt an der Küste geht es häufig deutlich lauter zu. Wenn sich bei star- kem Westwind die Atlantikdünung an den felsigen Klippen bricht, hört man es kilometerweit donnern. Doch das ist meistens nicht von langer Dauer. In kaum einer anderen Region Europas wechselt das Wetter so schnell seine Laune – und so richtig kalt wird es eigentlich nie. Der vorbeiziehende Golf- strom sorgt ganzjährig für milde Tem- peraturen und eine Vegetation, die man an einer so exponierten Küste nicht erwartet. Die aus Feldsteinen gemauerten Häuser mit ihren bunten Fensterläden sind umrahmt von üppig blühenden Callas und Hortensien, und in geschützten Ecken findet sich sogar die eine oder andere Palme. DIE KÜSTE: GROSSES LANDSCHAFTSKINO Mindestens genau so schön ist aber die natürliche Vegetation entlang der zer- klüfteten Küste. Vor allem im Frühjahr bilden ganze Teppiche von Strandgras- nelken einen zauberhaften Kontrast zu den von Wind und Wellen geformten Klippen und sorgen so für ganz großes Landschaftskino. Das 1800-Einwohner- Dorf Porspoder empfiehlt sich als idea- ler Ausgangspunkt für kilometerlange Strandwanderungen. Hinter jeder Ecke eröffnen sich da neue und oft atembe- raubende Perspektiven: Kleine Buchten mit wunderschönen Sandstränden wechseln sich ab mit sanften Dünen und schroffen Felsen, am Horizont grü- ßen noch ein paar Leuchttürme und mit der Ile Ouessant der westlichste Vor- posten Frankreichs im Atlantik. Zwi- schendurch finden sich immer wieder verträumte Häfen, in denen die Boote bei Ebbe bisweilen traurig im Schlick stecken, ein paar Stunden später aber wieder auf den Wellen tanzen. Hinzu kommt die fast schon unwirklich frische Luft mit zarten Duftnoten von Salz und Seetang, die man am liebsten in Fla- kons füllen und mit nach Hause neh- men würde. An den größten Ölunfall der europäischen Geschichte, bei dem hier 1978 der amerikanische Tanker „Amoco Cadiz“ auf Grund lief, in drei Teile zerbrach und die Küste mit mehr als 200 000 Tonnen Rohöl verseuchte, erinnert nur noch der riesige Anker des Unglücksschiffs im kleinen Hafen von Portsall. DAS ESSEN: MUSCHELN, AUSTERN, EIERKUCHEN Für deutlich schönere Erinnerungen sorgt die bretonische Küche. Austern und Jakobsmuscheln wachsen sozusa- gen gleich um die Ecke, und selbst no- torische Fleischesser werden schwach, wenn am Nebentisch ein „Plateau de fruits de mer“ serviert wird. Das schon optisch imposante Ensemble aus Mu- scheln, Schnecken und Krustentieren lässt sich hier nicht nur günstiger, son- dern auch frischer genießen als irgend- wo sonst in Frankreich. Noch vielfälti- ger ist eine andere Spezialität der Region, deren Basis weitgehend ge- schmacksneutrale Eierkuchen bilden. Je nach Belag entscheidet sich dann der Name: Crêpes wie der Billig-Klassiker mit Nutella oder die berühmte „Suzet- te“ mit Orangenmarmelade sind grund- sätzlich von süßer Natur, während die herzhaften Versionen mit Schinken, Käse und anderen pikanten Zutaten in der Speisekarte als „Galettes“ firmie- ren. Und da man von einer der hauch- dünnen Teigtaschen oder -rollen in der Regel nicht satt wird, kann man in ei- ner Crêperie oft auch ein komplettes Menü mit verschiedenen Auflagen bestellen. Schließlich war man ja den ganzen Tag an der frischen Luft. 1Fast wie an der Côte d’Azur: Manchmal leuchtet auch der Atlantik in tiefem Blau 1Essen wie Gott in Frankreich: Das Dutzend Austern bekommt man schon für 15 Euro 1So wohnt man am Ende der Welt: Hübsche Ferienhäuser gibt es ab 500 Euro pro Woche Kleinstädtische Idylle: Auch in Morlaix ist die Welt noch in Ordnung 5 als 200000 Tonnen Rohöl verseuchte,

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