Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

acvProfil 2-2015 - Helfen ist besser als gaffen

acv Profil 2/15 13 Wer viel auf der Straße unterwegs ist, kennt das Problem: Kaum ist irgendwo ein Unfall passiert, kommt es zum Stau – und das nicht nur auf der betrof- fenen Fahrspur, sondern meistens auch auf der Gegenfahrbahn, weil fast jeder unbedingt genau sehen will, was da passiert ist, deswegen unnötig lang- sam fährt und damit unter Umständen den nächsten Auffahrunfall verursacht. Nicht selten sammeln sich dann auch Schaulustige am Straßenrand, um den Fortgang der Aufräum- und Rettungs- arbeiten zu verfolgen und in Zeiten der omnipräsenten Smartphones dabei auch noch zu fotografieren oder zu filmen. Nicht immer gestaltet sich das so widerwärtig wie vor einigen Wochen auf der A2, als mehrere Autofahrer um die Unfallopfer herumkurvten und sie fotografierten anstatt ihnen zu helfen. Aber wer mit Polizisten und Rettungs- sanitätern spricht, erfährt: Es passiert immer öfter. NEUGIER IST MENSCHLICH, NICHT HELFEN STRAFBAR Dabei ist das sensationslüsterne Glot- zen an einer Unglücksstelle nicht nur geschmacklos und unverantwortlich, sondern auch strafbar. Immer häufiger stellt die Polizei daher bei Unfalleinsät- zen einen Beamten ab, der die Kenn- zeichen gaffender Langsamfahrer und Fotografierer notiert. Schon wer nur vom Pannenstreifen aus das Gesche- hen beobachtet und damit den Ret- tungsweg blockiert, muss mit einer Strafe von mindestens 20 Euro rech- nen. Greifen Zeugen nach einem Crash nicht helfend ein, können sie nach Pa- ragraph 323c StGB sogar wegen unter- lassener Hilfeleistung mit Freiheitsstra- fen von bis zu einem Jahr und entspre- chenden Bußgeldern belangt werden. DVR: NUR JEDER DRITTE KANN ERSTE HILFE LEISTEN Doch das lässt offenbar zahlreiche Zeit- genossen ebenso kalt wie das Leid der Opfer. Laut Dr. Peter Sefrin, emeritier- ter Professor für Notfallmedizin an der Universität Würzburg und Präsidiums- mitglied des Deutschen Roten Kreuzes, unterbleibt bei mehr als der Hälfte aller Unfälle die Erste Hilfe durch andere Verkehrsteilnehmer. Und Sefrin ist sich sicher, dass rund zehn Prozent der 3368 im letzten Jahr getöteten Unfall- opfer noch leben könnten, „wenn jeder am Unfallort Erste Hilfe leisten würde“. Genau dazu sind viele Menschen aber gar nicht in der Lage, weil ihnen im Ernstfall das notwendige Wissen fehlt. Führerscheinprüfung und Erste-Hilfe- Kurs liegen oft schon 10, 20 oder 30 Jahre zurück – wer weiß da noch genau, wie man einen Verletzten in die stabile Seitenlage bringt oder gar reanimiert? Christian Kellner, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR): „Wir gehen davon aus, dass nur jeder Dritte einem Schwerverletzten Erste Hilfe leisten kann.“ Daher sollte sich jeder Verkehrsteilnehmer fragen, ob es nicht an der Zeit wäre, sein viel- leicht angestaubtes Wissen wieder auf- zufrischen. Zahlreiche Hilfsorganisatio- nen (s. u.) bieten bundesweit ständig entsprechende Kurse an, die auf das Vorwissen der Teilnehmer zugeschnit- ten sind. Bei den Kursen der Malteser erhalten ACV Mitglieder bei Online-An- meldung einen Rabatt von 10 Prozent. Helfen ist besser als gaffen Nach einem Verkehrsunfall zählt vor allem für schwerverletzte Opfer jede Sekunde. Doch anstelle notwendiger Ersthelfer sammeln sich immer häufiger Gaffer am Unfallort Informationen zu Kursen und Terminen finden Sie im Internet unter www.asb.de www.deutsche.unfallhilfe.de www.drk.de www.johanniter.de www.malteser.de 7Der ganz normale Wahnsinn: Die Rettungs- gasse ist dicht bevöl- kert, auf der Gegenspur verursachen Neugierige einen Stau Foto:picturealliance/dpa acv Profil 2/1513

Seitenübersicht