Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

acvProfil 7-2014 - Man stromert sich so durch

E-Mobilität

gespult wird. Ähnlich ungewohnt ist die Verzögerung: Der in den E-Motor inte- grierte Generator rekuperiert beim Stromwegnehmen so viel Energie, dass das Bremspedal bei halbwegs voraus- schauender Fahrweise nur in Notfällen angetippt werden muss. REICHWEITE: DAS ALLES ENTSCHEIDENDE THEMA Die Realität holt mich nach ungefähr zehn Kilometern ein, als ich erstmals auf die Reichweitenanzeige schaue. „119“ stehen da und macht mich ratlos: Zählen E-Kilometer etwa doppelt? Oder dreifach??? Des Rätsels Lösung offenbart sich auf der anschließenden Steigung: Etwa alle 100 Meter sackt die Reichweite um je einen weiteren Ki- lometer ab, während sie auf den nach- folgenden und fast ebenen zwei Kilo- metern wieder ein wenig zunimmt. Wir lernen, dass E-Mobile genau so ticken wie richtige Autos: Klettern frisst Strom, Dahinrollen spart. Dann kommt die Autobahnauffahrt: Einmal kräftig beschleunigen auf der Einfädelspur – und der Countdown beginnt wieder zu rattern. Auf einem Kilometer sackt die Reichweite um weitere acht Zähler auf 98, aber ich bin noch lange nicht in Hamburg. Bis zur heimischen Steckdo- se sind es noch mindestens 75 Kilome- ter, die ich bei dieser Schrumpfrate kei- nesfalls schaffen werde. Für solche Fälle haben die BMW-Stra- tegen den Fahrerlebnisschalter (heißt wirklich so) erfunden, über den sich ne- ben dem normalen Fahrprogramm „Comfort“ auch noch die Option „Eco- Pro+“ anwählen lässt, die den i3 nur noch mit gebremstem Strom versorgt. Das Klima im Innenraum muss dann über die Fensteröffnung reguliert wer- den, zudem darf sich der Fahrer mit dem Leben auf der rechten Spur ver- traut machen: Schneller als 90 km/h läuft der eben noch so flotte BMW jetzt nicht mehr, prompt kommt es zu einer Premiere: Ich werde von einem Reise- bus überholt. Im Reichweitendisplay zeigt sich immerhin ein positiver Effekt: Auf den nächsten 20 Kilometern ma- che ich sogar 10 wieder gut, im Stadt- verkehr geht die Tendenz aber wieder nach unten: Am Ziel habe ich noch Saft für 85 Kilometer, doch denen traue ich nicht. ÜBERRASCHUNG: STROM IM PARKHAUS KOSTET NICHTS Sicherheitshalber steuere ich eine öf- fentliche Ladestation an. Der erste Ver- such an einer Säule von „Hamburg Energie“ endet jedoch kläglich: Wer hier Strom zapfen will, braucht eine Kundenkarte – und die habe ich nicht. Zum Glück gibt mir ein erfahrener E-Mobilist von der Nachbar-Zapfstelle den entscheidenden Tipp: „Im Park- haus nebenan steht eine Säule von RWE – da gibt’s den Strom sogar um- sonst.“ Na ja, nicht ganz: Eine Stunde im Parkhaus kostet in Hamburgs Innen- stadt 2,90 Euro. Doch als ich nach zwei Stunden zurückkomme, bin ich beruhigt: Mit jetzt wieder 115 Kilome- tern theoretischer Reichweite sollte ich auch praktisch nach Hause stromern können. FAZIT: LEISTUNG SATT, ABER NUR AUF KURZEN STRECKEN Die anfängliche Euphorie jedoch ist da- hin. Schwitzen und schleichen im Eco- Modus fördert nicht unbedingt das Fahrvergnügen, und fortan wird die Reichweitenanzeige zum beherrschen- den Instrument im Cockpit. Die Sorge weicht erst 30 Kilometer vor dem Ziel: „71 km“ stellt mir die Anzeige noch in Aussicht – ein beruhigendes Reservoir, um das Display fortan mit Verachtung zu strafen, mir das „Comfort“-Fahrer- lebnis zu gönnen und auch mal Voll- strom zu geben. Mit der limitierten Höchstgeschwindigkeit von strammen 155 km/h prescht der BMW über die letzten Autobahnkilometer, anschlie- ßend geht es munter per Landstraße weiter nach Hause. Auf den letzten Ki- lometern wird es dann aber doch noch mal eng: Erst meldet eine Warnanzei- ge, dass der Energievorrat zur Neige geht, wenig später schaltet die Elektro- nik sicherheitshalber selbsttätig auf „EcoPro+“. Nach 122 teils gefahrenen, teils geschlichenen Kilometern und zwischenzeitlichem Nachladen rollt der BMW mit einer Restreichweite von 18 Kilometern an die Steckdose. Als ich das Ladekabel anschließe, weiß das Display sofort Bescheid: Morgen früh um 6.40 Uhr habe ich wieder 155 km Reichweite. Theoretisch zumindest ... acv Profil 7/14 9 1Im Stadtverkehr spielt der i3 seine Stärken aus: Überragende Wendigkeit bei moderatem Energieverbrauch 1Vorsicht bei Vollstrom: Die Beschleuni- gung ist ebenso imposant wie das Schrump- fen der Reichweite 01-21_24-30_36 acv_0714 23.06.14 15:17 Seite 9

Seitenübersicht