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acvProfil 6-2014

ACV Reisetipp: Rheingau

„Ja, natürlich kenne ich Rüdesheim, da gibt es doch den berühmten Rheinries- ling.“ Der nette Herr, der sich nach un- serer Herkunft erkundigt, hat nicht rich- tig zugehört und irrt obendrein. Rüdesheim ist eher bekannt für seine Spätburgunder – und wir kommen aus Rüsselsheim. Und genau dort hat der Riesling seine Wurzeln, wenn man einer alten Kellereirechnung glaubt, nach der im Jahr 1435 zum ersten Mal die heute wohl edelste unter den deutschen Weinreben erwähnt wurde. Die traditi- onsreiche Weinbau-Region Rheingau beginnt aber erst am anderen Main- Ufer. Die Menschen dort feiern gerne Feste, pflegen ihre Weine und bieten sie feil. So im Flörsheimer Ortsteil Wicker, wo Reiner Flick in seinem Hofgut Stra- ßenmühle innerhalb weniger Jahre vom Durchschnittserzeuger zum Vorzeige- winzer avancierte. Vor allem an lauen Sommerabenden, bei einem Glas Wi- ckerer Mönchsgewann auf der zeitweise bewirtschafteten Flörsheimer Warte, weiß man, warum. HOCHHEIMER STÖFFCHEN Wir ziehen mainabwärts und erreichen den Ort Hochheim. Beinahe majestä- tisch liegt er über dem sanft zum Fluss abfallenden Hang, das muss auch einst die englische Königin Victoria so emp- funden haben. 1845 kam sie auf ihrer Rheinreise hier vorüber und entdeckte ihre Vorliebe zu den Hochheimer Wei- nen. „Good Hock keeps of the Doc“ ist eine heute noch in England verbreitete Weisheit, die auf die Vorzüge der Hoch- heimer Stöffchen verweisen soll. Die britische Weisheit, ein guter Hochhei- mer würde den Doktor überflüssig ma- chen, war schon vor fast 2000 Jahren auch den römischen Besatzungstruppen bekannt. Um das Jahr 100 kultivierten sie hier die ersten Hänge und legten Weinberge an. Der Alkohol sollte nicht nur die Moral der Truppe stabil halten, sondern auch Krankheiten vorbeugen. Wasser war sehr viel schneller verdor- ben als Wein und so stand jedem Legio- när der Caesaren eine Tagesration von zwei Liter Wein zu. LEGENDE VOM SPÄTLESEREITER Weiter westlich gewinnt die Landschaft erst nach dem Wiesbadener Vorort Schierstein ihre Lieblichkeit zurück, die Rebzeilen winden sich die steiler wer- denden Hänge hinauf. Der Rheinknick bei Mainz beschert ihnen beste Südla- gen, der Fluss selbst mit seinem klima- tischen Einfluss sorgt für geringere Temperaturschwankungen als an- derswo. Hier handelt auch die Legende vom Spätlesereiter, der sich auf seinem Weg vom Bischof in Fulda zum Abt des Zisterzienser-Klosters Eberbach arg ver- spätete. Doch ohne die bischöfliche Ge- nehmigung durften die Mönche nicht mit der Weinlese beginnen. So began- nen die Trauben an den Rebstöcken zu schimmeln, ein violetter, pelziger Pilz überzog die Früchte und ließ sie als völ- lig ungenießbar erscheinen. Endlich er- schien der reitende Bote, worauf die Im Reich des Rieslings ACV-REISETIPP Rhein und Main, pittoreske Winzerorte und 3000 Hektar Rebflächen prägen eine der schönsten Land- schaften Deutschlands – den Rheingau. 24 acv Profil 6/14 1Ein Weinprobierstand in Rüdesheim

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