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acvProfil 5-2014

Da macht sogar die graue Theorie ein bisschen Spaß: Bei der theoretischen Führerscheinprüfung, die schon seit 2010 nicht mehr per Fragebogen, son- dern am PC erfolgt, müssen die Kandi- daten ab sofort nicht nur reine Wis- sensfragen beantworten, sondern auch zu den Inhalten von kurzen Videos Stel- lung nehmen. Die Kandidaten dürfen sich die rund 20 Sekunden langen Fil- me bis zu fünfmal anschauen und müs- sen anschließend eine von drei Ant- wortmöglichkeiten auswählen. Die Ge- samtzahl von 30 Prüfungsaufgaben, bei denen zwei der bisherigen Textfra- gen durch Videos ersetzt werden, bleibt jedoch unverändert. BEWEGTE BILDER STATT STATISCHER FRAGEN Den Anlass für die Aufnahme von lau- fenden Bildern in die Prüfungsprozedur bildet zum einen die Tatsache, dass sich die „Generation Smartphone“ beim Beurteilen bewegter Animationen leichter tut als bei der Beantwortung statischer Wissensfragen. Zudem sol- len die bislang 51 zur Verfügung ste- henden Clips die Prüfungen aber auch realistischer machen. So lassen sich beispielsweise Radfahrer im toten Win- kel filmisch deutlich besser darstellen als mit einem Foto. Auch Verzögerun- gen, Beschleunigungen, Spurwechsel oder unterschiedliche Geschwindigkei- ten mehrerer Verkehrsteilnehmer kön- nen in szenischen Verläufen besser ver- mittelt werden. Inhaltlich geht es dabei meist um Alltagsszenen wie am Stra- ßenrand spielende Kinder oder sich dra- matisch zuspitzende Situationen an ei- ner Kreuzung. WIE IM FLUGSIMULATOR: VARIABLE SZENERIEN Die Prüfer vom TÜV Rheinland, zu de- ren Aufgabengebiet auch die Führer- scheinabnahme zählt, se- hen den Vorteil der Prü- fungsvideos vor allem in ih- rer Variabilität: Die Situati- ons-Szenerie wie Tag/ Nacht, Regen/Sonne oder Wald/Feld kann beliebig verändert werden, ohne die Fragestellung anzutasten. Das erschwert stures Aus- wendiglernen, bei dem der Prüfling die richtige Ant- wort ankreuzen kann, ohne das Problem richtig erfasst zu haben. „Die Prüfer kön- nen so gezielter abfragen, ob der Führerscheinanwär- ter die bedrohliche Lage erkennt und schließlich vermeidet. Das erhöht die Verkehrssicherheit nachhaltig“, sagt NRW-Verkehrsminister Michael Gro- schek, und TÜV-Rheinland-Vorstand Dr. Jürgen Brauckmann geht ebenfalls davon aus, dass die Filme einen hohen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssi- cherheit leisten: „Videosequenzen stel- len Verkehrsabläufe realitätsnah dar und fördern die Verzahnung von theore- tischer und praktischer Ausbildung“. GEFAHRLOSE DARSTELLUNG KRITISCHER SITUATIONEN Angesichts des noch immer hohen Un- fallrisikos der 18- bis 24-Jährigen be- steht hier nach wie vor Handlungsbe- darf. Obwohl ihr Anteil an der Gesamt- bevölkerung nur rund acht Prozent be- trägt, sind Jugendliche in etwa 25 Pro- zent der Unfälle verwickelt. Besonders gefährdet sind Fahranfänger in den ers- ten sechs bis zwölf Monaten nach Er- halt der Fahrerlaubnis beziehungsweise auf den ersten 10 000 Fahrkilometern. TÜV-Vorstand Brauckmann erklärt das nicht nur mit der größeren Risikobereit- schaft der Fahranfänger: „Wenn über- haupt, sehen sich die Führerscheinaspi- ranten bei der praktischen Ausbildung nur selten mit Gefahrensituationen konfrontiert, denn sie lassen sich im normalen Straßenverkehr nicht gezielt trainieren. Mit den Filmen, bei denen die Probanden selbst hinterm virtuellen Lenkrad sitzen, können jedoch während der Ausbildung und bei der Prüfung ge- nau solche Gegebenheiten dargestellt und ins Bewusstsein gerückt werden.“ Die Prüfungsbilder lernen laufen acv Profil 5/14 19 Papier-Fragebögen gibt es schon seit drei Jahren nicht mehr. Jetzt werden bei der theoretischen Führerscheinprüfung neben 246 neuen statischen Aufgaben auch Videos eingesetzt 1Schulterblick: TÜV-Vorstand Jürgen Brauckmann (l.) und NRW-Minister Michael Groschek bei der Theorie-Prüfung 7Anpassung an die Zielgruppe: Jugendliche kommen mit der virtuellen Theorie besser zurecht

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