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acvProfil 4-2014

ACV Reisetipp

ber Ginster, stehen Wildblumen und Orchideen auf den Wiesen der Hoch- ebenen in voller Blüte. Der Herbst ver- wandelt die Cevennen in ein leuchten- des Blättermeer in Rot, Gelb und Braun. Kaum zu glauben, dass die Re- gion so dünn besiedelt ist. Das einstige Zentrum der französischen Seidenspin- nerei verarmte vor 150 Jahren durch den Einzug der Importseide, worauf immer mehr Menschen auf der Suche nach Arbeit ihre Heimat verließen. Heute sind die Dörfer noch da – aber die meisten Häuser stehen leer, viele ver- fallen, andere werden nur in den Ferien oder an den Wochenenden bewohnt. WOHNEN AUF DEM BAUERNHOF: GEMÜTLICH UND KÖSTLICH Lautes Eselgeschrei empfängt uns auf dem Bauernhof beim kleinen Örtchen Pont de Burgen, nahe der Stadt St. Jean du Gard, dem Ausgangspunkt un- serer Wanderung. Alain und Dominique erwarten uns bereits. Das Paar lebt seit über 30 Jahren hier und versorgt Wan- derer mit einer Schlafmöglichkeit, selbstgemachtem Essen und vierbeini- gen Gepäckträgern. 25 Esel gehören zum Hof. Die Unterkunft ist einfach, aber gemütlich. Wir schlafen in Mehr- bettzimmern, auf Wunsch und weil die Auslastung es zulässt, jeweils zu zweit in einem Raum. Dazu gibt’s ein Bad mit Dusche, eine große Wohnküche mit allem, was nötig ist, und einen großen offenen Kamin. Hier sitzen wir gleich am ersten Abend vor dem knisternden Feuer. Und hier serviert Alain uns ein köstliches Drei-Gänge-Menü mit selbstgemachten Nudeln, leckerem Fleischragout, Gemüse und Salat aus dem eigenen Garten und selbstgeba- ckenem Brot mit Käse aus eigener Her- stellung. Was wir an diesem Tag noch nicht wissen: Bei allen anderen Herber- gen auf unserer Rundwandertour ist die Unterbringung ähnlich, das Essen min- destens genauso köstlich. Ein Glück also, dass wir für die gesamte Reise Halbpension gebucht haben – üppige Lunchpakete fürs Picknick unterwegs inklusive. Am nächsten Morgen stellt uns Alain unsere zwei grauen Wegbegleiter vor: Oscar und Pascha. Die Mädchen schließen gleich Freundschaft mit ih- nen. Dann lernen wir die jeweils zwei Packtaschen an den Tragegestellen zu befestigen. Jeder Esel kann immerhin 40 Kilo tragen. Und als es endlich los- geht, fühlen wir uns schon ein bisschen wie Robert Luis Stevenson. Der schot- tische Schriftsteller, bekannt durch sei- ne Abenteuergeschichten „Die Schatz- insel“ und „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, durchwanderte 1878 in Begleitung der Eseldame Modestine die Cevennen von Nord nach Süd: 220 Kilometer in 12 Tagen. Sein Reisebericht machte die Region berühmt, und jährlich folgen immer mehr Wanderer seinen Spuren auf dem GR70, dem Stevenson-Wan- derweg. 15 KILOMETER PRO TAG: KEIN PROBLEM FÜR ESEL UND KINDER Aber anders als auf weiten Strecken des Jakobswegs wandert es sich in den Cevennen immer noch recht einsam. Stundenlang streifen wir durch Kasta- nienhaine, Wälder und Hochebenen, ohne eine andere Menschenseele zu treffen. Pro Tag stehen rund 15 Kilome- ter auf dem Programm. Die sind dank des gemächlichen Eseltempos auch für kürzere Kinderbeine kein Problem. Im Gegenteil: Die Mädchen genießen ihre Rolle als Eselführerinnen. Pascha und Oscar lassen sich hingegen auch von unseren Möchtegern-Dressurmeisterin- nen nicht aus der Ruhe bringen. Am vierten Tag klappt es sogar, dass die beiden Esel den Mädchen brav hinter- hertrotten, ohne dass diese die Führlei- ne halten. „Das war das Beste, Mama“, lautet Gretas Urlaubsbilanz. „Und dann noch, als es so steil bergab durch den Wald ging. Das war fast wie in einem echten Abenteuer.“ Wandern mit Eseln ... ... kann man nicht nur in den Ceven- nen. Für Ziele in Frankreich lohnt ein Blick unter www.wandertouren- frankreich.de. Hier gibt’s Angebote für verschiedene Alters- bzw. Schwierigkeitsstufen. Esel-Touren in anderen Ländern wie Portugal, Ita- lien und auch Deutschland bietet „Urlaub & Natur“ (www.eselwan- dern.de) an – darunter auch Arran- gements für Familien und kleine Gruppen. Die Preise pro Person/Wo- che inklusive Übernachtung, Halb- pension und Esel-Miete beginnen für Erwachsene bei 450 €, für Kin- der ab 370 €. Die Anreise erfolgt in- dividuell. 1Bilaterales Wellness-Programm für Kinder und Tiere: Mama kümmert sich um alles, nur nicht um den Esel 1Lange Ohren, strahlende Gesichter: Das Glück der Erde liegt nicht nur auf dem Rücken der Pferde Kontrastprogramm zum Ballermann: Ländliche Idylle in den Cevennen 3 acv Profil 4/14 25

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