INTRO Jeder Verkehrsunfall ist ein Unfall zu viel. Viel schlimmer als materielle Schäden wiegt das menschliche Leid, wenn dabei Menschen verletzt oder sogar getötet werden. Besonders betroffen – und wütend – machen Unfälle durch ein beab- sichtigtes Fehlverhalten. Unfälle, die geschehen, weil die Ver- ursacher nicht bloß zu schnell, sondern grob verkehrswidrig und rücksichtslos unterwegs sind. Im Jahr 2022 starben allein in Nordrhein-Westfalen zwölf Menschen aufgrund verbote- ner Kfz-Rennen. Als Reaktion auf eine ganze Reihe solcher Unfälle mit Getöteten hat der Gesetzgeber im Jahr 2017 den Paragraph 315d StGB eingeführt. Der Paragraph definiert, was ein verbotenes Kraftfahrzeugrennen ist, und stuft das Vergehen als gemeingefährliche Straftat ein. In der Fachspra- che der Juristen ist etwas lapidar die Rede von Fahrern, die „mit nicht angepasster Geschwindigkeit“ am Straßenverkehr teilnehmen, „um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu er- reichen“. Für Medien und Angehörige der Opfer sind die Täter dagegen schlicht Raser. Jeder Verkehrstote, jeder Verletzte ist ein Opfer zu viel. Daher haben wir die Kampagne „Rasen kickt anders, wenn jemand stirbt“ ins Leben gerufen. Sie verfolgt einen präventiven Ansatz und spricht die Täter von morgen an, deren Sozialisierung im Straßenverkehr noch nicht abgeschlossen ist. Der ACV möchte auf diese Weise junge Menschen für die Gefahren verbotener Kfz-Rennen sensibilisieren und so erreichen, dass potenzielle Täter ein Problembewusstsein für die schrecklichen Folgen entwickeln und ihr Verhalten ändern. Kern der Kampagne sind emotionale Videos, die wir im Rahmen verschiedener Social-Media-Aktionen verbreiten. Als inhaltliche Vertiefung dient dieses Fachdossier. Darin beantworten wir die wich- 2 tigsten Fragen zum Thema „verbotene Kraftfahrzeugrennen“, zum Beispiel: Wie entwickeln sich die Fallzahlen? Wer sind die Täter? Am Ende widmen wir uns Fragen, die möglicherweise weitere Ansätze zur Vermeidung illegaler Rennen liefern, etwa: Welche Rolle spielen Beifahrer/innen? Wer sind die Besitzer der Tatfahrzeuge? Brauchen wir einen Stufenführerschein für Fahranfänger? „Die Teilnahme am Verkehr muss sicher sein, für alle.“ Diese Aussage von Bundesverkehrsminister Volker Wissing spie- gelt auch die Überzeugung des Automobil-Club Verkehr wi- der. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir helfen, die Zahl der Verkehrsunfälle beständig zu reduzieren, damit alle sicher ankommen. Dabei ist es kein Widerspruch, wenn wir beim Autofahren das Gefühl von Freiheit genießen und auch Spaß haben. Denn Autofahren bedeutet mehr, als nur mobil zu sein. Aber wer unsere Straßen als Bühne missbraucht für rücksichtslose Selbstdarstellung und riskantes Kräftemessen am Lenkrad, der gehört aus dem Verkehr gezogen. Gerrit Reichel, Verkehrspolitischer Sprecher ACV Automobil-Club Verkehr